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Blue Planet Historie Wer die Szenenachrichten der letzten Monate in den Digital- und Printmedien ein wenig verfolgt hat, wird des öfteren über den Namen Blue Planet gestolpert sein. Während das System in Deutschland noch weitestgehend unbekannt ist, hat die internationale Rollenspielgemeinschaft bereits mehrfach Notiz von dem System genommen und es in sein Herz geschlossen. Besonderen Auftrieb dürfte Blue Planet durch die Ankündigung von Amigo bekommen haben, dass eine deutsche Lokalisierung geplant sei. Interessanterweise wird Blue Planet des öfteren als neues System angepriesen, wobei man es bei genauer Betrachtung bereits mit der zweiten Edition des Systems zu tun hat. Bereits 1997, also vor mehr als vier Jahren, veröffentlichte Biohazard (http://www.biohazardgames.com) das in mehr als vier Jahren entwickelte Rollenspiel aus der Feder von Jeffrey Barber. Zu jener Zeit blieb dem blauen Planeten die Anerkennung jedoch weitestgehend versagt. Dies scheint nicht besonders verwunderlich, bedenkt man, dass die Veröffentlichung mitten in die damalige Rezension im Pen & Paper Bereich fiel, welche durch die Trading Card Games hervorgerufen wurde. Erst drei Jahre später, mit dem Erscheinen der zweiten Edition unter dem Label von Fantasy Flight Games (http://www.fantasyflightgames.com), konnte Blue Planet seinen Bekanntheitsgrad deutlich steigern. Bis dato sind für Blue Planet sechs Publikationen erschienen, die alle als Hardcover im Handel erhältlich sind. Genre Blue Planet wurde von Beginn an als Science Fiction Rollenspiel konzipiert, wobei den Entwicklern vor allem am Herzen lag, ein möglichst glaubwürdiges Szenario zu schaffen. Somit bietet Blue Planet wenig phantastische Elemente und spielt nicht mit den Klischees der zahlreichen Weltraummärchen, die vor allem durch die erfolgreichen Kinofilme der letzten Jahre große Beliebtheit erlangt haben. Interessant hierbei ist vor allem, dass es den Entwicklern gelungen ist, ein Szenario zu zeichnen, welches sich von klassischer Science Fiction und reinen Menschheitsfiktionen deutlich abhebt, aber dennoch in den Grenzen des Vorstellbaren verweilt. So fehlen dem System die sonst so beliebten magischen Elemente, so dass Technik eine bedrohlich dominante Rolle spielt. Aufwertungen erfahren die Spezies in Blue Planet durch Implantate auf der Basis von BioTech, wobei jedoch auch hier ganz bewusst auf allzu Phantastisches verzichtet wurde. So stellt die BioTech eine nachvollziehbare und durchaus vorstellbare Erweiterung der entsprechenden Fähigkeiten der Spezies dar und bietet im Gegensatz zu zahlreichen Systemen, deren Implantationstechnologie im Kern auf der Steigerung der Vernichtungskapazität abzielt, vor allem Erweiterungen für den alltäglichen Bedarf in Wissenschaft, Technik oder Forschung. Waffensysteme und annihlationsunterstützendes Gerät finden natürlich auch in Blue Planet Einzug in die biotechnologische Aufwertung denkenden Lebens, jedoch in einem für den Realismus vertretbaren Rahmen. Auch wenn Blue Planet auf den ersten Blick nicht unbedingt ein düsteres Bild zu zeichnen vermag, basiert die Handlung in vielen Teilen auf sehr bedrückenden Visionen, die ein sehr verkommenes Bild einer möglichen Zukunft präsentieren. Interessant ist hierbei vor allem der krasse Widerspruch zwischen den sehr fatalistischen Zukunftsvisionen und dem eigentlichen Handlungsort, der die Spieler mit der Idylle tropischer Inselparadiese zu verzaubern versteht. Diese Komposition zwischen Moloch und Idylle ist einzigartig und trägt zu dem großen Reiz des Settings bei. Während sich Biohazard und auch Fantasy Flight Games eher in der Sparte der Science Fiction Rollenspiele sehen, legt das Setting Dark Science Fiction als Genrebezeichnung nahe. Hintergrund Die Geschichte von Blue Planet beginnt im Jahre 2078. Die Ressourcen auf der Erde sind knapp geworden und der Riss zwischen den Gesellschaftsschichten drohte sich stetig auszuweiten, als Wissenschaftler ein Wurmloch in der Nähe des Pluto entdeckten. Weitere Untersuchungen bestätigten, dass es sich bei dem Phänomen um ein Brücke zwischen den Galaxien handelte, an dessen fernem Ende ein erdähnlicher Planet die Forscher erwartete, der fast vollständig mit Wasser bedeckt war ? Poseidon. Angetrieben durch die Gedanken an unzählige wirtschaftliche Möglichkeiten und die Chance die stark angegriffenen Ressourcen der Erde aufzufrischen, wurde das Athena Projekt ins Leben gerufen. Mit dem Bau des Kolonialschiffes UNSS Cousteau begann eine Ära des Aufbruches, die maßgeblich zur Stabilisierung des Welthandels und zur Eindämmung des sozialen Verfalls beizutragen vermochte. Acht Jahre nach der Entdeckung Poseidons begannen fünftausend handverlesene Spezialisten an Bord des Kolonialschiffes ihre Reise. Bereits zwei Jahre später war es den Kolonisten gelungen die erste Stadt Poseidons im pazifischen Archipel zu errichten ? Haven. Auf der Spitze des Erfolges schlug die Katastrophe zu. Während die Poseidon Kolonie den Athena Plan in die Tat umsetzte, wurde die Erde von der schlimmsten Katastrophe seit Menschengedenken heimgesucht. Ein künstlich gezüchteter Virus fiel über einen Großteil der landwirtschaftlichen Kornproduktion her und infizierte die Felder weltweit. Die Menschheit wurde in eine globale Hungersnot katapultiert, der im Laufe der folgenden Jahrzehnte mehr als fünf Milliarden Menschen zum Opfer fielen ? die Hälfte der gesamten Weltbevölkerung. Regierungen zerbrachen, Bündnisse zerfielen und blutige Kriege um noch vorhandene Nahrungsreserven entflammten. Während keine Region der Welt von der Katastrophe verschont blieb, musste der eurasische Kontinent den größten Blutzoll zahlen. Erst nach 75 Jahren gelang es der GEO (Global Ecology Organization), einer Folgeinstitution der UN, die Katastrophe einzudämmen und ein menschenwürdiges Leben wieder möglich zu machen. Während dieser Zeit, in der die Erde um ihr überleben kämpfte, mochte sich niemand mehr an die Kolonisten vergangener Tage erinnern. Nachdem der Versuch die Bewohner Poseidons von den Vorgängen auf der Erde zu unterrichten durch den Ausfall der letzten Sonde scheiterte, fehlten die Mittel, um neue Projekte zu initiieren. Erst als die GEO die Stabilität auf der Erde wieder herstellen konnte, wurden die Arbeiten am Athena Projekt erneut aufgenommen, um den Verbleib der Kolonisten zu klären. Während die GEO mit dem Schlimmsten, dem Verlust der gesamten Kolonie gerechnet hatte, mussten die Mitglieder der Aufklärungsmission feststellen, dass die Kolonie nicht nur überlebt, sondern sich zudem noch ausgeweitet hatte. Die Menschen hatten gelernt mit ihrer neuen Umwelt zu leben und die verbliebene Technik genutzt, um die Gesellschaft Poseidons langfristig zu erhalten, auch wenn hierzu Einschränkungen und Rückschritte in der technologischen Entwicklung notwenig waren. Die GEO nutzte die Chance und begann das Athena Projekt im ursprünglichen Sinne weiterzuführen. Die Pläne zur weiteren Kolonialisierung fanden jedoch ein jähes Ende, als auf Poseidon ein spezielles Element auf Siliziumbasis entdeckt wurde, mit dem es möglich war menschliches Leben zu verlängern. Der Schlüssel zur Unsterblichkeit löste auf der Erde einen Goldrausch von nie dagewesenem Ausmaß aus. Kolonial- und Konzernschiffe fielen wie Heuschrecken aus dem Himmel und begannen mit der Ausbeutung des Planeten. Die ursprünglichen Kolonialisten mussten zusehen, wie ihre neue Heimat der Gier der Menschheit zum Opfer fiel und auch wenn die GEO ihre Marshalls entsandte, um Recht und Ordnung auf Poseidon wieder herzustellen, griffen viele Urkolonisten zum radikalsten Mittel, um ihre Welt zu verteidigen ? dem Ökoterrorismus. Heute, im Jahre 2199, befinden sich die Bewohner Poseidons im Kampf um die Ressourcen des Planeten und die Kolonisten alter Tage müssen zusehen, wie ihre neu errichtete Gesellschaft von Habsucht, Gier und Neid zerfressen wird. Und all dies zu einer Zeit, in der es den Siedlern nicht einmal gelungen ist, dem Planeten seine ureigensten Geheimnisse zu entlocken. Aufmachung der Reihe Während sich die sechs bisher veröffentlichten Werke thematisch sehr deutlich unterscheiden, lassen sich einige Gemeinsamkeiten, vor allem in der Aufmachung und technischem Umsetzung der Reihe festmachen. Alle Bücher sind mit einem aufwendigem Hardcovereinband versehen, was die Bücher auch für längeren Gebrauch sinnvoll einsetzbar macht. Während ein Hardcover bei Regelbüchern recht häufig Verwendung findet, um die Lebensdauer des Buches zu erhöhen, sind für Quellenbände doch eher Softcovereinbände die Regel. Hier hebt sich Blue Planet angenehm durch die erhöhte Qualität von der Konkurrenz ab. Die Coverillustrationen aller Bände sind durchweg sehr ansehnlich und stammen aus der Feder von Scott Schomburg. Die Produktion der Reihe macht insgesamt einen sehr soliden und hochwertigen Eindruck und zieht sich uneingeschränkt durch alle bisher erschienen Bände, wodurch die gesamte Linie ein sehr homogenes Erscheinungsbild erhält. Das Layout der Seiten ist gelungen und der Schriftsatz erlaubt ein stressfreies Lesen, auch wenn der Zeichensatz im Vergleich zu vielen aktuellen Publikationen anderer Hersteller ein wenig groß gewählt wurde. Die Bücher sind in Maßen mit durchaus ansehnlichen Innenillustrationen versehen, die maßgeblich schmückende Zwecke erfüllen. Die Qualität der Illustrationen ist sehr unterschiedlich und reicht von sehr einfachen monochromen Illustrationen zu aufwendigen Szenarien in Graustufen. Ein einheitlicher Stil lässt sich nicht erkennen, was jedoch auch darauf zurückzuführen ist, dass eine ganze Reihe von Illustratoren an der Gestaltung mitgewirkt haben. Alles in allem hebt sich die Präsentation von den meisten Systemen deutlich ab. Durch den Einsatz von zahlreicheren und qualitativ hochwertigeren Grafiken ließe sich das Erscheinungsbild sicherlich nochmals verbessern, jedoch bieten die Werke, vor allem in ihrer Gesamtheit, bereits jetzt eine außergewöhnlich gute Aufmachung und Verarbeitungsqualität. © Daniel Heymann ![]() |
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