Die nähere Umgebung
Der Elmforst

Der Elmforst ist in der Hauptsache ein Laubwald, der sich über einen Bereich von mehr als 150 Quadratkilometern nördlich und westlich von Iolosch erstreckt. Seinen Namen hat er nicht zuletzt den vielen Elmhölzern zu verdanken, jene schnell wachsenden leichten Bäume, deren Herkunft auf die mächtige Magie der alten Chauken zurückgeführt wird. Heute sind sie vielen nur noch als Kerbbaum bekannt, und so schlagen auch die Holzfäller Iolosch´s Kerbbäume, obwohl der Wald an dem sie leben ihren wahren Namen birgt. Es gibt unter diesen Menschen allerdings Gerüchte, daß es sich bei Elmen um sogenannte Baumwesen handelt, die tief im Wald einen ruhigen Schlaf erleben. Es gibt angeblich ein paar Räuber und vielleicht sogar eine handvoll maraudierender Orks im Wald, die die Menschen in Iolosch allerdings noch nie zu Gesicht bekommen haben. Es tummelt sich hier allerlei Wild, in erster Linie Hirsche, Rehe und der eine oder andere Eber. Auch Füchse und Biber sind keine Seltenheit und gelegentlich trifft man auf Bären, die nicht selten eine stattliche Größe erreichen. Düstere Legenden berichten von einem Schrein der Druiden, einem Heiligtum vergangener Tage. Druiden selbst gibt es wohl nur noch wenige im Wald, von denen die meisten sich hier wohl vor der reinigenden Flamme der heiligen Inquisition zu verbergen versuchen.


Der Olrondturm
Folgt man dem alten, verwitterten Pfad, der scheinbar am Anwesen der Familie Bern beginnt, erreicht man nach einer harten Stunde beständigen Marsches den alten Olrondturm. Er wäre wohl längst gänzlich in Vergessenheit geraten, würden Jäger den Weg nicht des öfteren auf ihrem Marsch in den Forst benutzen. Viele der alten Steine fehlen, aber dennoch bereiten sie den Weg in solcher Regelmäßigkeit, daß sich die Vermutung nicht verwerfen läßt, daß hier einst eine Straße das Dorf von Iolosch mit dem alten Turm verbunden haben muß. Die Steine zeugen von großer handwerklicher Kunst in ihrer Bearbeitung ? eine Kunst, die weder die Eboronen noch die herianischen Besatzer jemals gemeistert hätten. Deshalb hält sich seit Urgedenken die Annahme, daß die Überreste der Straße aus einer längst vergangen Zeit stammen müssen, aus einer Zeit, als die Chauken noch über das Land herrschten, der Zeit vor der Eroberung durch die Herianer. Diese Spekulationen waren es auch, die die ersten Bewohner von Iolosch dazu angeregt haben den Turm Olrondturm zu taufen, was in der eboronischen Sprache soviel wie Turm der vergangenen Zeit bedeutet.

Marschiert man den Pfad hinauf durch den malerischen Elmforst erreicht man schließlich an seinem Ende eine Lichtung. Auf ihr erhebt sich, wie ein mahnender Finger, die ausgebrannte Ruine eines Turmes, dessen obere Stockwerke fortgerissen wurden und ihm ein gezacktes, drohendes Äußeres verleihen. Es ist nicht mehr zu erkennen, was den Turm in Wahrheit zerbersten ließ. Heute sind nur noch die ersten beiden Stockwerke vorhanden, während vom dritten Stock nur noch Reste zu erkennen sind. Wie hoch der Turm wohl gewesen sein mag ist unklar, jedoch ist die ganze Lichtung übersät von Stein- und Geröllbrocken, die zwar mittlerweile stark überwuchert sind, aber eindeutig als Teile der Mauern identifiziert werden können. Die Mauern des Turmes selbst, der einen Durchmesser von mindestens zwölf Schritt gehabt haben muß, sind heute noch rußgeschwärzt und an manchen Stellen schwärzlich glänzend und glasiert. Die Steine aus denen der Turm erbaut wurde sind beinahe mannshoch und mögen jeder wohl an die eine Tonne wiegen. Wie die Steine hierher gekommen sein mögen ist ungewiß, da es in ganz Eboronien diese Form von Basaltstein nicht gibt und wohl auch nie gegeben hat.

Wie ein dunkel drohender Schlund zieht das klaffende Loch, welches einstmals ein gar prächtiges Portal beherbergt haben muß, die Blicke aller Wanderer auf sich. Nur wenige Lebewesen haben jemals den Mut gefunden in die Dunkelheit des Turmes einzutreten, der Licht, Schatten und jegliche Art von Leben zu verschlingen droht. Zwar ist niemals berichtet worden, daß jemanden, der diesen Schritt gewagt hat, etwas mißliches zugestoßen ist, jedoch ranken sich im Dorf zahlreiche düstere Geschichten um den Turm. Kinder oder auch Jäger, die sich zu Nahe an die Ruine herangewagt haben sind angeblich niemals wieder von irgendeiner Menschenseele erblickt worden. Was auf jeden Fall beobachtet werden kann, ist die seltsame unweltliche Stille über diesem Ort, und weder Vögel noch andere Tiere scheinen den Olrondturm als Unterschlupf zu beanspruchen.


Gerüchte und Geschichten über den Turm
Lauscht man den Dorfbewohnern im Ochs und Lamm, so kann man so manche Geschichte über den alten Turm erhaschen, auch wenn jeder Anderes zu berichten weiß, und niemand wirklich etwas konkretes zu wissen scheint. Kann man die Dörfler überzeugen, daß man ihrer Geschichten würdig ist, was meist mit einer ordentlichen Portion Pfeifenkraut und einem Humpen Bier oder einem Krug des hervorragenden Sel-Weins bewerkstelligt werden kann, so mag man sich auf einen, wenn vielleicht auch nicht lehrreichen, so denn doch wenigstens unterhaltsamen Abend voller Mysterien und Legenden einstellen.

Die verschwundenen Jäger

Ein paar Sommer mag es erst her sein, als eine Gruppe von Jägern, die aus dem Süden gekommen war, im Dorf gastierten. Sie schlugen hier ihr Lager auf und mieteten eine alte, heruntergekommene Kate vom damaligen Bürgermeister Rudolf Bern. Sie kamen gelegentlich ins Dorf und hatten meist reiche Beute an Biber- und Fuchspelz geschossen, welche sie in der kleinen Hütte verarbeiteten und lagerten. Der Sommer neigte sich dem Ende entgegen, als sie eines Abends aufgeregt in die Schenke kamen, und beim alten Berik erst einmal den einen oder anderen nahmen, bevor sie bereit waren zu berichten, was ihnen widerfahren war. Einer der Jäger flüsterte, daß sie auf ihrer Jagd auf die Spuren eines großen Tieres gestoßen waren, vielleicht die eines Bären. Entschlossen die gute Saison mit einem ordentlichen Pelz zu beschließen, folgten sie den Spuren bis zum alten Olrondturm, wo sie sich aber verlief. Zwei geschlagene Stunden suchten sie nach der Fährte, konnten sie aber nicht wieder aufnehmen, so daß sie schließlich im Schatten des Turmes die Nachtwache aufschlugen, um am nächsten Morgen bei besserem Licht weiter nach der Spur zu suchen. In der Nacht polterte dann ein riesiges Wesen auf die Lichtung, zunächst auf allen Vieren trottend, nur um sich später auf zwei Beinen zu erheben. Was die Jäger zunächst für einen wilden Bären hielten, entpuppte sich als eine Ausgeburt der Hölle. Von unglaublichem Wuchs, an die zwei Mann hoch, stand es da, die Krallen wie Klingen ausgefahren. Die Augen der Bestie glühten in rotem Feuer, ein Odem der Verwesung schlug den Wildhütern entgegen und er raubte ihnen beinahe die Sinne. Alles stehen und liegen lassend rannten die vier Männer in den Wald und flohen zurück ins Dorf. Die Dörfler, die schon manche Mär zu hören bekommen hatten, wollten den Vieren nicht so recht glauben und spotteten, daß ihnen im Angesicht eines ausgewachsenen Braunbären wohl das Herz in die Hose gerutscht sei. Die vier tranken die ganze Nacht hindurch und verkündeten am nächsten Morgen, daß sie zurückkehren würden, um der Höllenkreatur den Gar aus zu machen. Unter dem Spott der Dörfler marschierten sie in den Wald ? und wurden nie mehr gesehen. Ein paar Tage später beschlossen einige Dorfbewohner unter der Führung des Sheriffs nach dem Rechten zu sehen, aber auf der Lichtung war nichts zu sehen, keine Spur eines Kampfes und keine Spur eines Bären. Also tat man das, was man in solchen Fällen immer zu tun pflegte ? die törichten Fremden einfach vergessen. Aufruhr gab es nur noch einmal, als eine Woche später in die alte Kate eingebrochen wurde und die Pelze, die die Jäger den Sommer über gesammelt hatten, gestohlen wurden. Die Täter konnten nie gefaßt werden.

Das silberne Amulett

Es war im späten Herbst, wohl so vor zwanzig Jahren, als eine Gruppe von Glücksrittern und Abenteurern den Pfad von der Hornfeste hinauf kam, und im Ochs und Lamm quartierte. Sie stellten viele Fragen über die Gegend und vor allem über den alten Olrondturm. Richtig neugierig waren sie, sparten aber nicht an Bier und Wein und waren gern gesehen im Ochs und Lamm. Einer von Ihnen behauptete ein Zauberer aus Herian, ein Diener des Allsehenden Auges zu Stormbreak, zu sein. Mächtig geheimnisvoll tat er und unterhielt sich lange Zeit mit dem Abt, der ihm auch bereitwillig Rede und Antwort stand ? was er aber suchte, wurde nie jemandem mitgeteilt. Nachdem sie ein paar Tage in der Stadt zugebracht hatten marschierten sie zum alten Turm und blieben dort für ein paar Tage, wie sie später zu berichten wußten. Gernot, ein Jäger aus dem Dorf, schwor jedoch bei allen Engeln im Himmel, daß er am alten Olrondturm vorbeigekommen und dort niemand zu sehen gewesen war, nicht einmal ein Lager. Auf jeden Fall kamen der Zauberer und seine Gefolgschaft wenige Tage später zurück zum Dorf, einige waren schwer verletzt. Sie schwiegen über das, was ihnen zugestoßen war und wiesen die Leute im Dorf schroff zurück ? nur mit dem Abt sprachen sie lange und eindringlich und zeigten ihm ein silbernes, runenverziertes Amulett. Da es keinem von ihnen gelang, die Schriftzeichen darauf zu entziffern, beschlossen sie wieder zurückzukehren nach Herian, ins Ordenshaus des Allsehenden Auges, wo sie sich Antworten erhofften. Keiner von Ihnen erlebte die morgendlichen Sonnenstrahlen! Der Wirt des Ochs und Lamm fand ihre leblosen Körper in den Betten, geradeso wie sie sich in der letzten Nacht zur Ruhe gelegt hatten. Das Amulett war verschwunden und der Abt lies das gesamte Wirtshaus danach absuchen ? vergebens. Die übrigen Besitztümer der Gruppe wurden in die Kirche gebracht, und der tumbe Sohn der Witwe Nemmerlin, der dem Abt beim Tragen geholfen hatte, stammelte am folgenden Abend etwas von alten Folianten, gebunden in Menschenhaut, die ihm aus Versehen zu Boden gefallen waren. Der Abt weiß die neugierige Meute, die diese Machwerke des Teufels sehen wollte schroff am Eingang der Kirche ab und schickte sie zurück nach Hause.

Die Streiter des Lichtes

Das herianische Reich war noch jung, als die Kirchenritter nach Iolosch kamen, um den unsäglichen Ort, dessen Ruf der Düsternis und Verderbtheit schon seit Jahren über der Gegend lag, von allem Bösen zu befreien. Zu dieser Zeit, als die Druiden noch in der Gegend lebten und das chaukische Reich in den letzten Atemzügen lag, zogen die Streiter des Lichtes unter der Führung der solomonischen Ritter aus, um den heutigen Olrondsturm, den sie als das Zentrum der Verderbtheit ausgemacht hatten, zu schleifen. Als Machwerk der chaukischen Unterdrücker sollte der Ort als Zeichen der herianischen Macht und Stärke von der Landkarte getilgt werden. Als die Ritter am Turm ankamen, war dieser jedoch augenscheinlich verlassen. Einige der Ritter kehrten zurück zum Lager der herianischen Armee, welches am Fuße der Hornfeste errichtet worden war ? einige jedoch verweilten, um sicher zu gehen, daß nichts Böses an diesem Ort zurückgeblieben war. Sie begannen das Innere des Turmes zu untersuchen, und niemand weiß, was an diesem unsäglichen Tag geschah, jedoch fanden Kundschafter die Leichen von siebzehn Kirchenrittern, unter ihnen der Abt von Berlinque, der wenige Jahre später heilig gesprochen wurde. Alle waren grausam niedergemacht worden, ihre verwesenden Kadaver zu einem Mahnmal drapiert, gleich so, als ob sie gefunden werden sollten. Der Turm hingegen war jenseits der zweiten Ebene zerborsten und völlig ausgebrannt. Niemand hat je erfahren, was an diesem Tag geschehen ist, oder wer diese ruchlose Tat zu verantworten hat. Es gab keine Spuren, die auf die Täter oder überhaupt einen Kampf hindeuteten ? nur die leere leblose Hülle des Olrondsturm. So steht es geschrieben in den Aufzeichnungen des solomonischen Ritters Hervart Barken, die sicher in der Abtei zu Iolosch verwahrt werden und nur von Abt zu Abt weitergegeben werden.


Die Minen von Khar-Pesh
Südöstlich des Elmforstes gelegen, etwa drei Tagesritte von Iolosch entfernt, liegen die Eingänge der Minen von Khar-Pesh. Sie wurden einst vom großen Armadon entdeckt, der mit seinem Clan ausgezogen war, um die neuen, reichen Erzadern zu finden die es in der Region um den Elmforst geben sollte. Sie wurden nicht enttäuscht, denn die Venen der Erde sind bis heute nicht versiegt.

Fast 700 Jahre lang gruben sich die Zwerge immer tiefer und tiefer in die Erde hinein und trieben regen Handel mit Ebolros oder auch der Hornfeste. Die weise Regentschafte Armadons und auch die Amtszeit seines Sohnes, Ilgor, beschehrten den Zwergen eine lange Zeit des Friedens und so wuchs und gedieh der Reichtum der Khar-Pesh. Auch der Beginn der Regentschaft Jelems, Sohn des Ilgor, Erbe des Armadon und Hüter der Khar-Pesh schien unter einem guten Stern zu stehen, da auch er die Geschicke seines Volkes mit sicherer Hand führte. Mit wachsender Dauer seiner Regentschaft aber zog er sich mehr und mehr in sich zurück und überlies nach und nach dem Ältestenrat die Geschäfte des Reiches.

Alles was die Geschichtsschreibung darüber hinaus noch weiß, ist daß am Tage des Falken, dem dritten Monat der brennenden Sonne die Zwerge die Minen verließen. Traurig, manche weinend, andere kopfschüttelnd. Doch nicht einer von ihnen brachte auch nur ein Wort über das Geschehene über seine Lippen. So zogen die einst stolzen Zwerge mit gebrochenen Seelen dahin. Der König selbst wurde nie wieder gesehen und die Geschichtsschreiber der Zwerge leugnen gar, daß es je einen Zwergenkönig Namens Jelem gegeben hat. Trotzdem hält sich hartnäckig das Gerücht, daß Jelem zusammen mit einer unbekannten Liebschaft allein in den Minen zurückgeblieben waren. Es gab natürlich auch Schatzsucher und Neugierige, die versuchten die Schätze der Minen zu finden. Den meisten jedoch gelang es nichteinmal die riesigen Tore zu öffnen, die die Eingänge zu den Stollen verschließen...



© Martin Schenkel & Daniel Heymann



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Letzte Änderung: 28.10.2001

Iolosch