Trandol Delven
Challenge Rating: 6, Aristokrat 2, Experte 1, Schurke 1, Waldläufer 1

Warum verfasse ich ausgerechnet jetzt diese Zeilen? Ich weiß es nicht, und doch muss ich sie mir von der Seele schreiben. Mein Leben begann sehr friedlich, wie es sich für den Sohn des berühmten Händlers Bernal Delven gehört. Ich hatte alles, was sich ein junger Mensch nur wünschen kann: Bedienstete, Kleider, Spielzeug, und einen erkauften Adelstitel. Mein Vater war einer der reichsten Männer der Stadt, und um dafür zu sorgen, das er seine Geschäfte weiter in meinem Geburtsort Heimstatt ausübte, hatte man ihm den Rang eines Barons verliehen.

Die Nacht, in der ich geboren wurde, muss unter einem schwarzen Stern gestanden haben, denn seitdem war meine Mutter sehr krank gewesen. Zwar mühte sich mein Vater, nicht mir die Schuld dafür zu geben, doch nach ihrem Tode vor sechs Jahren konnte er sich nicht mehr zurückhalten. Auf einmal waren all meine Privilegien gestrichen, und ich sollte, wie er, von vorne anfangen und von der Pike auf das Geschäft lernen. Tagsüber drückte ich mich also im Kontor herum und bemühte mich, geschäftig auszusehen; abends nahm ich an Festlichkeiten teil und machte Bekanntschaft mit jungen Damen, deren Väter das Geld meiner Familie als heiratswürdig betrachteten. Ich bezweifele nicht, das einige der Frauen von mir angezogen waren.

Ich bin zwar etwas großgewachsen, und meine Nase ist leicht spitz, doch ansonsten habe ich ein ehrliches Gesicht und einen schlanken Körper, und natürlich das lange, dunkle Haar ? genau, wie meine Mutter es trug. Zudem sagt man, großer Wuchs sei ein Geschenk der Götter, und spitze Nasen ein Zeichen von Herkunft. Also nichts, wessen ich mich schämen müsste.

Dennoch langweilte ich mich stets sehr auf diesen festen, bis ich eine nette Ablenkung fand: ich stahl von den Gastgebern. Diesem Zeitvertreib konnte ich jedoch nicht zu stark frönen, denn ich wollte ja nicht auffallen; ein Delven repräsentiert das obere Ende der Pyramide, nicht das untere ? egal, ob es nun Bernal oder Trandol Delven ist.

So vergingen also weitere fünf Jahre, in denen ich einen Einblick in die Geschäfte meines Vaters erlangte, ohne wirklich das Geschäft zu erlernen. Mein Vater, überflüssig zu erwähnen, war ganz und gar unzufrieden mit mir. Ich hatte bisweilen einen Ausflug in die Kriegskunst gemacht, dann auch bei einem Tempel vorgesprochen, doch beides war für mich nicht interessant genug ? ich hätte mich anstrengen müssen, um dort etwas zu werden, und ein Delven strengt sich nicht an, wenn es nicht sein muss. Je mehr ich aber ausprobierte, ohne Erfolg zu haben, desto strenger wurde mein Vater, bis ich nur noch das Nötigste an Kleidern und Geld von ihm erhielt, wenn ich nicht bald selbst etwas auf die Beine stellte. Zu guter Letzt verbot er mir sogar, eine Magierausbildung zu beginnen. Doch da nahm mein trauriges Schicksal endlich eine Wendung zum Guten.

Bei einem Spaziergang in den Wald stieß ich auf eine Lichtung, deren Existenz mir bislang verborgen geblieben war. Ein schmaler Bach entsprang dort aus dem Boden und bildete einen kleinen Teich. Ich ließ mich nieder, und die friedliche Stimmung um mich herum ließ mich einschlafen. Als ich erwachte, war es bereits Nacht; die Stadttore würden jetzt geschlossen sein, und ich musste die Nacht draußen verbringen. Zwar hätte ich sicherlich auch Einlass begehren können, doch wäre dies meinem Vater und dem Rest der "besseren Gesellschaft" zu Ohren gekommen. Nach meinem Mittagsschlaf war ich auch nicht müde, und so entschloss ich mich, die Lichtung einmal genauer zu betrachten. Ich stand also auf und besah mir die Umgebung, als ich eine sanfte Stimme von der Reinheit des Flusswasser erklingen hörte. "Wer bis du?" Allein die Worte ließen mein Herz höher schlagen, doch was ich sah, als ich mich umdrehte, war zuviel für mich. Ihre langen blonden Haare standen in Kontrast zu meiner schwarzen Mähne, und ihre Augen waren einerseits so klar und voller Freude, andererseits aber weise und mysteriös, als sei sie einer der Geister des Waldes, von denen die Geschichten erzählen. Zwar war sie zart und feingliedrig, doch ihre Augen zogen mich an, wie tiefe Löcher ohne Boden. In ihnen verlor ich mich, und fand sie.

"Mein... Name ist Trandol", brachte ich hervor. Meine Göttin legte den Kopf schief, dann lächelte sie zart: "Ich bin Lyndra. Sei willkommen, Trandol, hier an meiner Quelle." Und dann schloss sie mich in ihre Arme.

Die nächsten Wochen vergingen wie im Traum, nur die kostbaren Stunden bei Lyndra zählten für mich. Mein Vater bekam mich kaum mehr zu Gesicht, und wie ein Schlafwandler brachte ich meine vielzähligen Pflichten hinter mich, nur um bald wieder in den Wald zu eilen. Dann eines Tages, hielt ich es nicht mehr aus. Lyndra lag mit ihrem Kopf auf meinem Schoß, und ihre seidenen Haare taumelten ins Wasser, wo sie sich einem Fächer gleich ausbreiteten. Ich sah in diese unergründlichen Augen und flüsterte: "Lyndra, wir müssen zusammen bleiben. Immer." Sie lächelte sanft, dann antwortete sie: "Das wäre wunderbar, aber... dein Vater hätte sicher etwas dagegen." Ich schüttelte verächtlich den Kopf, doch sie fuhr fort: "Du weißt, dein Vater würde uns nicht in Ruhe lassen. Es gibt nur eine Möglichkeit: Töte ihn."

Auf dem Weg in die Stadt waren meine Gedanken nur von Bildern von mir und Lyndra erfüllt, von einer gemeinsamen Zukunft. Sie in einem Hochzeitskleid aus Blüten und Gräsern, sie mit unseren Kindern, wir beide als alte Leute vor dem Kamin. Ich betrat die Stadt und ging direkt zu unserem Anwesen. Dort wartete ich, bis mein Vater heimkam und eingeschlafen war. Dann betrat ich leise sein Zimmer und presste ihm das Kissen aufs Gesicht, bis er aufhörte, sich zu wehren. Anschließend legte ich mich selbst zur Ruhe und zwang mich, nicht sofort in den Wald zu eilen. Am nächsten Morgen entdeckten die Diener meinen Vater, im Schlafe gestorben. Es gelang mir höchst überzeugend, wie ich zugeben muss, den geschockten Erben zu spielen, und um meiner Gedanken Herr zu werden, ritt ich aus ? natürlich in den Wald, zu meiner Geliebten.

Doch, ach, wie hatte sie sich verändert. Lyndra empfing mich mit spöttischem Grinsen und schalt mich einen Dummkopf. Ich beteuerte, meinen Vater getötet zu haben, doch sie lachte nur. Ihre Schwester, erklärte sie mir, sei von meinem Vater ehemals gefangen wurden, und ich sei die Frucht seiner brutalen Gelüste. Niemals käme sie auf die Idee, einen Menschen zu lieben, schon gar nicht den Sohn des Mannes, der ihre Schwester auf dem Gewissen habe. Ich sei nur das Werkzeug der Rache gewesen, ich sei nur ein Spielzeug.

Ich kehrte zurück in die Stadt, und jetzt musste ich meine Trauer nicht mehr spielen, jetzt fühlte ich sie wirklich. Allerdings trauerte ich nicht um meinen Vater, sondern um meine Liebe, die plötzlich keine mehr war.

Damals verstand ich nicht, doch heute verstehe ich sehr gut. heute kenne ich das Gefühl der Rache, die in den Eingeweiden brennt wie Feuer, die eine jede Tat bestimmt. Ich lebe für meine Rache, meine Rache an den Wesen, die es wagen konnten, mein ganzes Leben zu ruinieren. Zuerst sterben sie und hetzen meinen Vater auf mich, und dann benutzen sie mich. Mich! Ich werde sie lehren, mich zu benutzen.

Heute ist Tag eins meiner Rache. Nachdem ich lange Zeit Nachforschungen über Waldbewohner gemacht habe, bin ich nun bereit, sie zu bekämpfen. Ich habe die Reichtümer meiner Familie genutzt, um mir aus nahegelegenen und auch fernen Ländern tüchtige Leute anzusammeln. Dann habe ich den Handel meines Vaters auf Holzgewinnung und Holzverarbeitung umgestellt. Morgen beginnen wir, den Wald vor der Stadt abzuholzen. Jeden einzelnen Baum. Und jedes Lebewesen, das wir darin finden, wird meinen Männern zum Opfer fallen. Das Fleisch der Tiere dürfen sie essen; ich behalte die Felle. Andere Wesen werden von mir entweder verkauft, oder meinen Männern geschenkt. Mit einer Ausnahme: Lyndra will ich für mich haben. Mit ihr habe ich ganz besondere Pläne...
Und wenn der Wald weg ist, geht es auf zum nächsten. Niemand wird mich aufhalten. Ich bin Trandol Delven.

Spielwerte
Männlicher mittelgroßer Mensch; TW 2w8+2w6+1w10-6, 21 Trefferpunkte; Initiative +2 (GE); BF 9m; RK 18* (+2 GE, +6 Kettenhemd+1, *+1 Ausweichen); Angriffe +1 Langschwert +4 Nahkampf; oder +1 mächtiger [+1] Kompositlangbogen +5 Fernkampf (+6 Pfeile [Meisterarbeit], +7 in 9m); Schaden 1w8+2 (+1 Langschwert) oder 1w8+2 (+1 mächtiger [+1] Kompositlangbogen); BA: Sneak attack +1w6, Erzfeind: Feenwesen (Fey) +1; BQ: +4 RW gegen Bezauberungen
Fertigkeiten: Beruf (Holzfäller) +5, Beruf (Buchhalter) +4, Beruf (Schreiber) +4, Diplomatie +9, Einschüchtern +6, Fälschen +5, Handwerk (Weber) +4, Informationen sammeln +10, Motiv erkennen +7, Naturkunde +6, Reiten +7, Schätzen +9, Taschendiebstahl +8, Wissen (Politik) +9, Wissen (Adel und Königshäuser) +8, Wissen (Natur) +6; ohne Rang: Verstecken +2, Leise bewegen +2, Entdecken +5, Lauschen +5
Talente: Spuren lesen*, Point Blank Shot*, Precise Shot*, Wachsamkeit, Defensiver Kampfstil, Ausweichen (* = Bonustalente Waldläufer)
Rettungswürfe: Zäh +2, Ref +4, Will +8 *+4 gegen Bezauberungen
Attribute: ST 13 (+1), GE 15 (+2), KO 8 (-1), IN 17 (+3), WE 16 (+3), CH 14 (+2)
Gesinnung: Neutral Böse

Charakterentwicklung
Als Sohn eines Menschen und einer Nymphe hat Trandol einen sehr schmalen, aber gelenkigen Körperbau und auch feenhaftes Äußeres (GE+2, KO-2, CH+2) ohne seine Menschenvorteile zu verlieren. Zudem erhält er +4 auf Rettungswürfe gegen Bezauberungen ? was ihm gegen die Nymphe Lyndra nicht viel half. Dadurch ist er CR+1.
In Zukunft wird Trandol wohl den Schurken oder den Waldläufer (als Feentöter) steigern wodurch er Erfahrungspunkteabzug wegen der anderen Klassen erhalten wird.
Trandol ist zudem mit unserer Hausregel für den Waldläufer entstanden, die der Klasse statt "Ambidexterity" und "Two-Weapon Fighting", "Point Blank Shot" und "Precise Shot" gewährt. Mit einem Angriffsbonus von +8 kann er zudem "Sharp-Shooting" aus dem Sword&Fist nehmen. Wenn diese Hausregel nicht existiert, sollte er statt seines magischen einen mächtigen [+1] Kompositlangbogen [Meisterarbeit] haben; außerdem kämpft er dann mit Langschwert und einem Dagger of venom (siehe S. 188 DMG).
Auf Stufe 6 sollte man ihm das Talent "Anführer" geben.

Trandol ist ein junger, gutaussehender und großgewachsener Mann, dessen ehrliches Gesicht bisweilen seinen hass auf alle Waldgeschöpfe verdecken kann. Er spielt den Lebemann wie den Geschäftsmann perfekt, doch sein einziges Ziel ist nur noch, alle Wälder von dem Angesicht der Erde verschwinden zu lassen. Dazu setzt er rücksichtslos seinen nicht geringen Reichtum ein; daher ist er und auch seine Leute mit allerlei magischen Gegenständen ausgerüstet, zu allervorderst Tränke, aber auch Waffen Rüstungen, und andere.
Trandol hat in dem halben Jahr seit dem Tod seines Vaters mit seinem Geld die Unterwelt seiner Heimatstadt übernommen, und noch weitere ruchlose Söldner aus anderen Städten angezogen. Noch ist er nur der Geldgeber, aber mit der Zeit könnte er durch seinen kalkulierenden Geist und seine wachsende Macht auch zum Anführer aus Respekt oder Furcht werden.
Trandol ist ein begnadeter Geschäftsmann und Politiker, der es genau versteht, Menschen zu manipulieren und Intrigen zu spinnen. Wenn er genügend Zeit hat, wird er sicherlich in seiner Heimatstadt zu einem geliebten Führer avancieren, trotz aller Greueltaten, die er gegen die Wälder begeht. Obwohl er durch das Verhalten Lyndras erst zu dem wurde, was er heute ist, scheut Trandol selbst nicht davor zurück, Personen ebenso zu benutzen, wie Lnydra es mit ihm tat.




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Letzte Änderung: 27.10.2001

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