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Iolosch im Detail
Die Schmiede
Dieses große, halbrunde Gebäude hat einen Durchmesser von etwa 12m und durchweg eine Deckenhöhe von 3 Metern. Sowohl die Mauern als auch die Decke sind aus groben, weitgehend unbearbeiteten Steinen gefertigt. Diese wurden einst aus den großen Felsplatten des Hügels geschlagen und durch ein Konstrukt aus Balken und Mörtel seit Generationen zusammengehalten. Das Gebäude hat keinerlei Fenster, sondern lediglich eine etwa 3 Meter breite, und im Scheitelpunkt bis zur Decke reichende Bogenöffnung an der Westseite. Die Schmiede besteht aus nur einem einzigen Raum, in dem ein großer, 2 Meter durchmessender Schmiedeofen seit nunmehr fast 400 Jahren Glut und Hitze zur Bearbeitung der Metalle liefert. Das Glutbecken, wird von einer Mauer umringt, die in seiner Geometrie der des Gebäudes nachempfunden ist, so daß die Holzträger um den Ofen herum nicht unnötig großer Hitze ausgesetzt sind. Sie stützt auch den Kamin, der durch die Decke hindurch das Dach der Schmiede um noch etwa 2 Meter überragt.
Betrieben wird die Schmiede schon in der dritten Generation von der Familie Kes, die in dem an die Schmiede angeschlossenem Gebäude wohnt. Sowohl Edward Kes (36) als auch seine Frau Silven (34) sind angesehene Leute in der Dorfgemeinschaft und beide verstehen ihr Handwerk vortrefflich. Die beiden Töchter hingegen, Marie (13) und Silvia (10), sind wohl noch nicht kräftig genug, um ihr Geschick beweisen zu können.
Die Kirche
Es war Priester Kaleb von Anfang an wichtig gewesen, das Gotteshaus direkt auf dem Felsplateau zu errichten. Dazu mußte zunächst ein guter Teil der 2 Meter in die Höhe ragenden Felsschicht abgetragen werden. Die Steine wurden dann für den Bau der Schmiede und der Kamine der einzelnen Häuser verwendet, und später auch, um die Kirche samt Friedhof etwa auf Brusthöhe zu umzäunen.
Die Kirche selbst ist mit ihrem Eingang direkt Richtung Osten, zur aufgehenden Sonne hin, gerichtet. Sie hat einen rechteckigen Grundriß von etwa 12 mal 30 Metern, der kurz vor seinem westlichen Ende von zwei Seitenschiffen flankiert wird. Das Spitzdach ist mit Grünspan überdeckten Kupferplatten abgedeckt, während die Mauern aus strahlend weißem Marmor gefertigt wurden, so daß die Kirche auch in großer Ferne noch zu sehen ist. Unterbrochen wird das strahlende Weiß durch je drei kreisrunde Fenster aus Buntglas, welche die Bilder großer Schlachten zeigen, so zum Beispiel die Schlacht von Kolons Tor, wo die Herianer ihren entscheidenden Sieg über die Chauken errangen, oder den Feldzug der Unbesiegbaren, der Eliteeinheit der imerpialen Armee, bei der Unterwerfung der Lugier. Die größten Kunstwerke stellen aber die riesigen Fenster der Seitenflügel dar, in denen der Engel Salomon selbst im Kampfe gegen die Ausgeburten Luzifers dargestellt wird. Der Boden der Kirche besteht noch immer aus den grauen Resten der einst so furchteinflößenden Felsplatten. Einzige Ausnahme bilden die Gemächer des Priesters, die durch eine Tür im westlichen Teil der Kirche zu erreichen sind. Dort wurden teure Teppiche aus den südlichen Ländern als Schutz gegen den immer kalten Steinboden ausgelegt.
Das Mausoleum
Zu Ehren des Erbauers der Kirche, und somit auch Begründers des Dorfes, hat man Kaleb Bornsschild ein Mausoleum errichtet. Es ist aus dem gleichen strahlend weißem Marmor wie seine Kirche gebaut und hat einen 3 mal 5 Meter messenden, rechteckigen Grundriß. Sein Dach läuft unter einem flachen Winkel in seiner Mitte zusamme und auf einer etwa 1 Meter tiefen Stufe säumen vier Säulen den Eingang der Begräbnisstätte. Dieser führt über eine Treppe in die darunterliegende Krypta. Auf den Säulen sind die Worte Mut, Ehre, Treue, Gerechtigkeit in goldener Schrift für den Gelehrten schon von weitem zu erkennen.
Das Weingut
Etwa einen halben Kilometer außerhalb des Dorfes gelegen, beginnen die Reebstockfelder des Sel Anwesens in den Hügeln nördlich von Iolosch. Folgt man dem Lehmpfad weiter nach Norden, gelangt man schließlich zu einem Gutshof altbürgerlicher Art, mit großzügig ausgestatteten Räumen, Empfangssälen, Bibliothek und eigenem Bedienstetenflügel. Die Feldarbeiter sind in einem eigenem Gebäude etwa 150m vom Herrenhaus entfernt untergebracht, direkt neben dem Stall für die Nutztiere.
Mit eiserner Hand wird das Gut von Marion Melissa Sel und ihren Söhnen Robert, Karl und Simon geleitet. Die Geschichte der Familie ist lang und voller dunkler Flecken ? so zumindest behaupten die Dorfbewohner. Diese Abneigung der Dörfler scheint Melissa Sel jedoch in keinster Weise zu beleidigen und tut auch der Beliebtheit des guten Rotweins des Hofes im Dorf keinen Abbruch.
Die Anwesen der Familie Irwel und Solin
Dies sind wohl die einzigen beiden Häuser des Dorfes, in denen ein gewisser Luxus eingekehrt ist. Als die Zwerge nach Iolosch kamen, um das Kupfer für das Dach der Kirche zu bringen, erkannte der alte Malin Irwel die Gunst der Stunde und suchte den Kontakt. Er war der Schmied des Handwerkertrupps gewesen und stammte aus einer Familie in Verreth mit großer Handwerkstradition. Er erhoffte sich einen regen Handel mit den Zwergen, um mit deren Erzen Töpfe, Scheren aber auch Schmuckstücke und andere Dinge fertigen zu können. So überwand er als einziger der Arbeiter seine Angst. Nie zuvor hatte er einen Zwerg gesehen, und er kannte die Geschichten, wie leicht das kleine Volk in Rage zu versetzen, und wie gut es auch im Umgang mit ihren Äxten und Armbrüsten sein sollte. Die Zwerge spürten, daß es für diesen Mann ein großer Akt des Mutes gewesen war sie anzusprechen, und honorierten dies mit guten, für beide Seiten fairen Handelsbeziehungen. Sie versprachen ihm ausschließlich mit seiner Familie zu verhandeln, so lange diese den gewonnenen Reichtum nicht dazu einsetzen würden, andere zu unterdrücken oder zu benachteiligen. Das Wort, welches einst Malin Irwel dem Zwergenfürsten Ilgor, Sohn des Armadon und Hüter des Khar-Pesh Clans, gegeben hatte, hat bis heute Bestand.
Als die Zwerge aber vor über 50 Jahren die Minen verließen war es vorbei mit der Friedlichkeit im Dorfe. Natürlich war der Irwelclan im Laufe der Zeit gewachsen, und es gab eine zweite, eingeheiratete Familie, die Solins, die ebenfalls die Erze der Zwerge verarbeiten durften. Als nun die Quelle ihres Erfolges versiegt und auch Unmengen an Gold für eine Erklärung des Verschwindens der Zwerge ausgegeben war, zerstritten sich die beiden Familien über die Überreste des einst so harmonischen Gewerbes. Zunächst nur leise im Hintergrund, drohte diese Fehde schon zweimal die Dorfgemeinschaft in zwei Lager zu spalten, und hätte Priester Edward nicht eingegriffen, wäre es wohl auch schon längst dazu gekommen. Momentan scheint zwar eine Art Waffenruhe zwischen den Familien zu herrschen, aber die Vergangenheit zeigt, daß manchesmal schon die kleinste Kleinigkeit ausreichte, um die Fehde von neuem zu entfachen. Nutznießer war einst Ruben Kes, der die Schmiede übernehmen konnte, da sich die beiden Familien nicht auf ein Besitzverhältnis einigen und schließlich sie schließlich zu einem Schleuderpreis verkaufen mußten. Man muß wohl kaum erwähnen, daß die Kes-Familie sowohl bei den Irwels, als auch bei den Solins nicht sehr hoch im Kurs steht.
Die Herberge
Das Ochs und Lamm ist ein sehr altes Gebäude und stammt noch aus der Gründerzeit Iolosch´s. Es hat eine alte Tradition von gutem Wein, gutem Essen und hervorragender Geselligkeit. Das Haus selbst ist zweigeschossig und besitzt ein ummauertes Grundstück mit einem eigenen Stall für die Pferde und Karren der Reisenden. Da das Ochs & Lamm die einzige Herberge und Schenke in der Stadt ist, erfreut sie sich natürlich bei der lokalen Bevölkerung, wie auch bei Reisenden einer großen Beliebtheit. Das Gebäude selbst besitzt einen Steinsockel, der die große Schankstube auch im Sommer noch angenehm kühl erscheinen läßt. Der obere Stock hingegen wurde aus Holz und Lehm aufgebaut und beherbergt die acht Gästezimmer der Herberge. Der Schankraum ist ganz in dunklem Elmholz gehalten und wirkt gemütlich und einladend. Während tagsüber kaum jemand an den acht großen Tischen Platz nimmt, ist die Schankstube des Abends prall gefüllt und weiße Schwaden, der zahlreichen Pfeifen durchziehen den Raum. Manchmal kann man am Ende eines heiteren Abends kaum noch die eigene Hand vor den Augen erkennen. Das Wirtshaus verfügt über eine wirklich gute und gehaltvolle Küche, die ihren Ruf im Dorf in erster Linie Alma Elmschlag zu verdanken hat, die schon seit mehr als fünfzig Jahren hinter den Töpfen herrscht. Die Herberge selbst wird von ihrem recht korpulenten Sohn, Lothar Elmschlag geführt, der der Kost seiner Mutter scheinbar ebenso machtlos verfallen ist. Lothar ist Jungeselle aus Überzeugung ? so behauptet er zumindest ? jedoch geht man im Dorf eher davon aus, daß keine Frau wirklich an solch einem pfundigen Umbau Interesse findet ? wenn er auch eine durchaus gute Partie abgeben mag. Da Lothar verständlicherweise selbst noch keine Kinder hat, beschäftigt er drei Mägde und einen Stallknecht aus dem Dorf, die ihm bei den Arbeiten in der Schänke zur Hand gehen. Die drei Mägde sind allesamt hübsch und geübt darin die Dörfler zu dem einen oder anderen Wein zu animieren. Die Preise im Ochsen sind nicht allzu hoch und eine Übernachtung kostet nur eine Silberkrone, ein Essen ist noch deutlich billiger. Die Zimmer sind einfach, jedoch geräumig und sauber. Die Betten werden für Gäste immer mit frischem Stroh gestopft und mit sauberem Leinen überzogen. Ein Krug Wasser ist auf jedem Zimmer zu finden, ein Bad kann man in der Wanne im Hof oder im Stall nehmen.
Die Mühle
Die Mühle ist eines der ältesten Gebäude in Iolosch und stammt noch aus der Zeit der Gründerväter. Schon von weitem kann man die knarrigen Flügel der alten Mühle hören, in der das Korn der Bauern aus dem gesamten Umkreis gemahlen wird. Das Amt des Müllers wurde vor mehr als vierhundert Jahren durch die Sel Familie vergeben und befindet sich bis zum heutigen Tage in der Hand der Müllerfamilie ? die auch in der großen Mühle leben. Sie beliefern die gesamte Gegend mit frischem Mehl, welches die Dorfbewohner und Landwirte zumeist zu Brot verarbeiten. Für die Handwerker, die selten eigene Brotöfen besitzen, backen die Müllers täglich frisches Brot. Dieser Aufgabe haben die beiden Töchter der Müllers, Gabi und Reisa, übernommen, während der einzige Sohn der Familie, Roland, dem Vater bei der anstrengenderen Arbeit zur Hand geht. Die Mühle selbst wird vom Müller Olport betrieben, dessen Frau im letzten Jahr an hohem Fieber gestorben ist.
Der Gemischtwarenhändler
Der alte Dieter führt den einzigen echten Laden in der Stadt, wo man so ziemlich alles erstehen kann, was für das tägliche Leben benötigt wird. Werkzeuge, Töpfe, Pfannen, Kleidung und Nähzeug, Schuhe, Lebensmittel der Bauern der Region, ein paar Dolche oder Pfeile, ein paar Seile, Öl, Lampen oder Kerzen ? all dies läßt sich bei Dieter erstehen ? zumindest wenn man die nötige Zeit mitbringt, dem alten geschwätzigen Kauz auch zuzuhöhren. Denn Leuten, die keine Zeit mitbringen verkauft er auch nichts. Dieter ist wahrscheinlich der älteste Dorfbewohner, zumindest sieht er so aus. Warum er immer noch den Laden führt ist ungewiß aber die Leute im Dorf munkeln, daß er einfach sichergehen will, daß die Menschen auch weiterhin tagein tagaus mit ihm reden müssen ? zumindest, wenn sie ihm etwas abkaufen wollen. Dieter wird von Händlern aus dem Süden beliefert, wobei er im Winter seinen Laden auch geöffnet hält, wenn er längst nichts mehr anzubieten hat. Vielleicht kommt ja jemand aus lauter Gewohnheit auf ein Pläuschchen vorbei...
© Martin Schenkel & Daniel Heymann
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