Tardis
Einleitung

Mein Name ist Belenius. Ich bin Priester in Part Ethras und gehöre dem Bund der Gelehrten in unserer Stadt bereits seit Jahrzehnten an.

Ich bin alt, und auch wenn es mir keiner offen zu sagen traut ? ich weiß, mein welkes Äußeres prophezeit mein baldiges Ableben. Ich sehe meinem Ende weit gelassener entgegen, als es die meisten meiner engen Freunde und Mitglieder unseres Bundes tun. Ich habe keine Angst vor dem Tod. Böse Zungen behaupten sogar, der Tod wäre eine Erlösung für jeden - denn schlimmer wie das Leben, hier, auf jener Ebene der Sterblichen, könne auch der Tod nicht sein.

Ich sehe dies nicht so.

Denn die Geschichte unseres Landes ist vergleichbar mit einem Pendel: Es schwingt zwischen guten und schlechten Zeiten hin und her. Aber die Geschichte ist langatmig. Sehr langatmig. Überdauert uns bei Weitem! Ein einziger Pendelschlag nimmt genug Zeit in Anspruch, um mehrere Generationen unseres Volkes zu überdauern. Historiker nennen solche Pendelschläge wohl aus diesem Grunde ?Epochen?. Wie die Gezeiten, die das Land überfluten, so lastet nun eine schwere Bürde auf unserem Volk. Wir, Brüder und Schwestern, befinden uns in einer dunklen Epoche. Aber bekanntlich folgt der Flut die Ebbe, die dunkle Nacht weicht der zarten Dämmerung des Morgens ? und so werden sich auch die barbarischen Horden, die unser Land heimsuchen, langsam aber sicher wieder in den Norden zurückziehen ? dessen bin ich mir sicher. Alles was wir benötigen, ist Geduld. Glaubt mir. Epochen sind dafür da, um überstanden zu werden. Wie eine Prüfung, die Gesellen zu bestehen haben. Denn wir sind die Gesellen, und die Schattenmagier unsere Meister. Aber auch Meister sterben ? zumeist früher als ihre Gesellen...

Villriva bat mich um einen Gefallen. Ich schlug ihm dieses nicht ab, da diese Aufgabe, um die er mich bat, auch in meinen Augen sinnvoll ist. Ich möchte dem geehrten Leser des nun folgenden Textes unsere Situation wie folgt umschreiben:

Im Grunde sind nicht die nordischen Clans unsere größte Bürde. Auch Morpheus, dieser grausame Tyrann, welcher uns seit Jahrhunderten beherrscht, kann nicht als unser größtes Problem bezeichnet werden. Ich bin mir völlig bewußt darüber, daß ich mit diesen Worten keine Sympathien für meine Person wecken werde. Schon oft wurde an meiner Einstellung Kritik geübt, der ich mich aber stets zu stellen versucht habe. Auch meine größten Gegner werden irgendwann - in ferner Zukunft - mir zustimmen müssen , wenn ich behaupte, unser größte Bürde liegt einzig und allein in der Vergänglichkeit, in der Vergeßlichkeit, jener größten Geißel jedes intelligenten Geschöpfes. Intelligenz ist die Gabe, die uns vom Tier unterscheidet. Wissen ist der direkte Ausfluß davon. Aber Wissen unterliegt dem Verfall, jenes Übel, welches wir als Vergeßlichkeit bezeichnen. Wissen ist nicht permanent. Ist erst einmal ein hoher Grad an Wissen erreicht, welcher zumeist nur durch zeitintensive Lernarbeit zu erlangen ist, muß es laufend angewandt werden. Es ist ein bekanntes Phänomen, daß Gelerntes aus unseren Köpfen schneller verschwindet, als man zu glauben wagt - sollte es nicht stetig wiederholt werden. Aus diesem Grund wird Wissen in Büchern verewigt. Papier ist geduldig, und ein sorgsam aufbewahrter Aufschrieb überdauert jeden noch so weisen und langlebigen Gelehrten um ein Vielfaches. Schrift überdauert also Epochen.

Unsere Kultur, unser Wissen, welches einst das Fundament unseres Reiches darstellte, wurde ebenfalls verewigt. Wir nannten eindrucksvolle Büchereien, wahrlich gigantischen Ausmaßes unser eigen. Abgesandte aus allen Teilen der damals bekannten Ländereien besuchten die mächtigen Gebäude, welche in ihrem Inneren das geistige Gut vieler Generationen Gelehrter schützend aufbewahrten. Diese Bücher waren eines der größten und wertvollsten Schätze, die Tardis zu bieten hatte. Es heißt, dort lagerten Bücher, welche Tausende von Jahre alt waren; oftmals beschriftet mit Zeichen, die nur wenige Gelehrte entziffern konnten. Manche behaupteten, diverse Schriften entstammten noch aus dem Federn der Götter selbst, zu einer Zeit vollendet, als es die Sterblichen noch lange nicht geben sollte.

Aber dies gehört nun der Vergangenheit an. Die Bibliotheken sind nun selbst nichts anderes, als Geschichte. Wir wissen weder genaueres über deren Existenz, noch über den Verbleib der Bücher selbst. Wir wissen nichts über den genauen Standort dieser gewaltigen Gebäude, weil wir nicht einmal bestimmen können, wo unsere einstige Hauptstadt lag. Wir sind die Erben einer Hochkultur ? und versuchen heute mit Ackerbau und Viehzucht zu überleben.

Wir haben auch keine Erkenntnisse über das Schicksal unserer ehemaligen, so stolzen Nachbarn erlangen können. Jenes ebenso kultivierte Volk der Spitzohren, welches damals den Namen Gordoliner trug. Gibt es denn außer uns noch weitere Überlebende? Menschen, Zwerge, Alfar, Gnome und Elfen ? was geschah mit ihnen? Haben sie der Invasion der nordischen Clans standhalten können? Oder mußten sie ebenso fliehen, wie unsere Vorfahren? Wenn ja, wo sind sie nun, wie leben sie? Oder wurden sie gar von den Clans ausgerottet; verfolgt bis zum Letzten, erniedrigt, versklavt und getötet ? wie es stets der Wille der Schattenmagier war....

Nun aber zu meiner eigentlichen Aufgabe, um die mich Villriva bat. Es soll gegen die Vergessenheit, den Verlust unserer Historie endgültig angekämpft werden. Meine Mittel, meine Waffen für diesen Kampf, sind bescheiden. Das Schwert des Gelehrten ist bekanntlich die Schreibfeder. Und daher werde ich versuchen mein Wissen möglichst detailliert zu verewigen. Ich werde so effizient kämpfen, wie mein Verstand und meine alten Finger es mir erlauben. Als heroisch ist meine Aufgabe wahrlich nicht zu bezeichnen. Jedoch soll unser Volk zukünftig in einem, meines Erachtens sehr wichtigen Bereich, gegen unseren größten Feind, die Vergessenheit, ausreichend gefeit sein: Unsere unmittelbaren Nachfolger, und wiederum deren Kinder sollen wissen von wem sie abstammen, wie ihre Vorfahren hier zu diesem Ort kamen, unsere Stadt Part Ethras erbauten und wie es überhaupt so weit kommen mußte. Ich bin der Meinung, wie übrigens auch Villriva, unser König, ein Volk darf niemals vergessen, wer seine Vorfahren waren! Es darf niemals seinen geschichtlichen Ursprung vergessen. Ist dies erst einmal geschehen, verfallen die Werte eines Volkes, es verliert seinen Stolz und seinen Sinn ? und somit seine Daseinsberechtigung. Es ist spätestens in dieser Phase dem Untergang geweiht. Das Volk wird die Prüfung nicht bestehen ? und diese Epoche nicht überleben. Der Geselle stirbt noch vor dem Meister. Und alles haben wir dann einem zu verdanken: Unserem wahren, eigentlichen Feind! Unserer größten Bürde. Der Vergänglichkeit, der Vergeßlichkeit, jener größten Geißel des intelligenten Lebewesen.

Und ehe das Pendel wieder in die gute Zeit zu schwingen vermag, die Nacht der zarten Dämmerung des Morgens weicht; und die Flut der Clans sich in die nordischen Gefilde zurückzieht, ist unser Volk endgültig Geschichte. Gerät selbst in Vergessenheit ? in alle Ewigkeit.

(An den Leser gerichtet: Folgende Fassung ist inhaltlich gekürzt, da das Werk von Belenius mehrere hundert Seiten umfasst.)



Tardis
Chroniken

...Vor ungefähr 600 Jahren hatte unser Reich Tardis seinen Zenit an Prunk und Reichtum erreicht; auch wenn die Blütezeit des Reiches bereits ein paar hundert Jahre zuvor ihren vorläufigen Höhepunkt überschritten hatte...

...Das Reich Tardis beherbergte unseres Wissens nach etwa sieben bis zehn große Städte, sie waren die Organe des Reichs, die es nicht nur am Leben erhielten, sondern auch den sagenumwobenen Prunk Tardis ausmachten. In den Städten pulsierte das eigentliche Leben. Und hier wurden auch die Entscheidungen gefällt, die mehr oder weniger von Bedeutung für das Reich waren. Den Titel der Hauptstadt hielt die Stadt namens Ethras inne, und dies über mehrere Jahrhunderte hinweg. Hier lebte der gewählte König in einem großen Palast im Zentrum der Stadt...

...Das Reich Tardis war vom Frieden geprägt. Kriege wurden generell verabscheut; und auch wenn es mit den Nachbarn des Reiches (insbesondere betraf dies die Bewohner Gordolins, die Waldelfen) zu Konflikten kam, so wurden diese immer am Verhandlungstisch bereinigt. Denn diese Lösung von Problemen hatte inzwischen Tradition in Tardis...

...Einzig und allein die Orks hielten sich nicht an die Vereinbarungen und provozierten das Reich regelmäßig. Sie überschritten die nördlichen Grenzen und drangen nicht selten tief in das Reich ein, um ihrem (wohl natürlichen) Drang zu Zerstören und zu Plündern nicht Einhalt gebieten zu müssen. So kam es von Zeit zu Zeit zu Kämpfen zwischen den Orks und dem Heer Tardis?. Diese fanden jedoch generell im Inneren des Reiches statt, da Generationen von Könige es für verfehlt hielten, die Heimat der Orks anzugreifen, um das Übel im Keim ersticken zu können. Denn die Orks waren zwar zahlenmäßig bei Weitem überlegen, waren aber zugleich in mehrere Gruppierungen, sogenannten Clans unterteilt, deren Interessen zu verschieden waren, als daß sie sich vereinigen hätten können. So kam es nicht minder selten zu Stammeskämpfen untereinander, in denen sie zu beschäftigt waren, um Tardis ernsthaft gefährlich werden zu können (was ihnen aber ansonsten auch selten gelang, da das strategische Geschick dieser Geschöpfe alles andere als subtil war). Erschwerend kam hinzu, daß die Heimat der Orks in unbekanntem Terrain lag, nämlich weit außerhalb des Reiches und sogar der sogenannten ?bekannten Welt?. Nur wenige verwegene Zeitgenossen kannten das Land jenseits der bekannten Welt im hohen, unwirtlichen Norden und hatten die Behausungen der Orks selbst gesehen...

...Eines Tages hatte ein hoher Priester des Illuminati-Ordens eine Vision, eine göttliche Eingebung ? wie er es damals nannte. Bei dem Mann handelte es sich um Carmon, einen aufstrebenden und sehr tüchtigen Jünger des Ordens. Er war für seinen Fanatismus bezüglich des Ordens bekannt und wurde daher nach den Drachenkriegen zum Inquisitor des Reiches ernannt.

Carmon erklärte er hätte die Zukunft Tardis? gesehen. Er erkannte brennende Städte, Tausende von sterbenden Menschen und feuerspeiende Drachen am Firmament - jene todbringenden Wesen, die das Reich mit ihrem Odem überzogen.

Skeptiker und konkurrierende Priester Carmons belächelten die Prophezeiungen nur und taten diese als Fehlleitungen ab. Kaum jemand schenkte Carmon Glauben, der sich indes sicher war, Tardis stehe unmittelbar einem Armageddon gegen feuerspeienden Drachen bevor...

...Doch die Drachen suchten ein Jahr später das Land heim. Die ersten Opfer ihres gnadenlosen Feldzuges waren die Elfen in den Gordolinischen Wäldern westlich von Tardis. Die brennenden Wälder Gordolins waren noch in der - Tausende von Kilometer entfernten - Stadt Ethras erkennbar. Alptraumhaft bahnte sich eine Feuerwalze unaufhörlich ihren Weg auf die Grenzen Tardis zu. Überlieferungen und zahlreiche Skripturen berichteten von einem gewaltigen Fegefeuer, welches den Horizont taghell erleuchtete...

...Wie viele Bewohner allein in Gordolin ihr Leben in den Feuern aushauchten ist uns heute nicht mehr bekannt. Schneller als die Feuerwalze noch, breitete sich die Panik in Tardis aus. Als den Menschen in Tardis bekannt wurde, daß selbst die stolze Streitmacht der Elfen im Kampf gefallen war und die Drachen sich weiter auf Tardis zubewegten, zogen lange Flüchtlingsströme aus den Städten. Die Menschen hofften in den unterirdischen Städten der Grauen Zwerge im Osten den nötigen Schutz zu finden. Auch wenn die meisten nicht mehr rechtzeitig dort ankommen würden...

...Inzwischen verdunkelte der aufsteigende Rauch der Feuerwalze den Tag. Das Sonnenlicht vermochte nicht mehr die dunklen Rauchschwaden zu passieren. Der Tag war nicht mehr von der Nacht zu unterscheiden, Finsternis legte sich über das Land. Nur selten durchbrach in den folgenden Tagen die Sonne jene dicke, bedrohlich wirkende Schicht aus Ruß und Rauch. Nur das immer näher kommende Feuer am westlichen Horizont spendete rötlich funkelndes Licht, welches inzwischen immerwährend zu sehen war. Schatten tanzten zwischen rotem Licht umher und nahmen täglich mit der nahenden Feuerfront an Größe ab. Angst und Schrecken bestimmten den Alltag Tardis...

...Der König und sein Rat suchten indes verzweifelt nach einer Möglichkeit den Vormarsch des Feuers und seiner Herren zu beenden, während die Priester des Landes die Götter anriefen das Leid abzuwenden. Alles war jedoch vergebens ? der sichere Tod schien nicht abwendbar zu sein...

...Das Heer Tardis? wurde in Bewegung gesetzt. Von Ethras aus marschierte es nach Westen, dem sicheren Tod entgegen. Mit dabei waren viele weitere Menschen, die dem gewaltigen Heer mit ihrem Wissen und ihren Fähigkeiten beistehen wollten, darunter Hunderte von Priestern, Elementarmagiern, selbsternannte Drachentöter und viele mehr...

...Zahlreiche Gangsysteme der Grauen Zwerge in den östlichen Bergen wurden in dieser Zeit versiegelt. Riesige Tore schlossen sich, um die Gangsysteme und die tief liegenden Städte vor der oberirdischen Feuerwalze zu schützen. Nur wenige Eingänge blieben geöffnet, um die nicht enden wollenden Flüchtlingsströme aus allen Teilen der bekannten Welt aufnehmen zu können. Als die Kapazitäten der gewaltigen unterirdischen Gangsysteme allmählich ausgeschöpft waren, wurden auch die letzten Tore geschlossen und versiegelt...

...Dies war auch der Zeitpunkt einer schicksalhaften Begegnung, die im Palast des Königs in Ethras stattfand. Ein Mann namens Ronimus trat in der Hauptstadt Tardis in Erscheinung, mit der Bitte dem König vorgeführt zu werden. Die Bitte wurde ihm erfüllt und er trat wenig später dem König und dessen Rat gegenüber. Bei dem Mann, so wußten nur wenige Ratsmitglieder, handelte es sich um das Oberhaupt einer mystischen Gilde, welche sich die Schattenmagier nannten. Über diese Gilde war wenig bekannt; nur, daß sie zuvor niemals öffentlich in Erscheinung trat; schon gar nicht vor dem König. Sie nannten sich Schattenmagier, da sie sich mit der Dunkelheit und somit auch mit der Nacht beschäftigten und diese studierten. Ihre Magie wirkte größtenteils mit der Hilfe des ?Elements? der Dunkelheit und der Schatten. Ferner hieß es, die Mitglieder der Gilde waren außerordentlich blaß und hätten eingefallene Gesichter. Auch sollten sie einen sehr gebrechlichen Eindruck vermittelt haben. Die Magier mieden, so erzählen es die Überlieferungen, bei Tage ihre Niederlassungen zu verlassen. Ihnen wurde ein Unbehagen gegenüber der Sonne nachgesagt, da bei direkter Sonneneinwirkung ein jeder von ihnen das Gesicht mit dunklen Tüchern verhüllte. Sie hatten mehrere Niederlassungen in Tardis; auch in den großen Städten waren sie vertreten, wenngleich auch ihre Anwesenheit kaum vom Volk wahrgenommen wurde. Das Volk akzeptierte stets die Gilde der Schattenmagier, mied sie aber so weit es möglich war, und nicht selten wurde den Magiern nachgesagt, daß es sich um eine Art Sekte handele. Umso verwunderlicher war es für den König von Tardis, das Oberhaupt der Gilde in seinem Palast begrüßen zu dürfen...

...Ronimus erklärte dem verdutzten König und den nicht weniger überraschten Ratsmitgliedern, seine Gilde beschäftige sich seit Hunderten von Jahren mit der Dunkelheit und den Schatten. Seine Magier wären imstande in der Nacht, außerhalb der Sonne, Zauber zu wirken, welche um ein vielfaches effektiver und gewaltiger wären, wie die der meisten konservativen Magier. (Als konservativ wurden zu damaliger Zeit jene Gilden und deren zugehörige Magier bezeichnet, welche die ?Alten Schulen? studierten; fundamental die der Beschwörung, Veränderung, Verzauberung, Illusion und Hervorrufung.)...

...Ein Pakt zwischen Ronimus, dem Oberhaupt der Schattenmagier und dem König von Tardis wurde unterzeichnet. Ronimus versprach darin, dem Heer von Tardis, welches bereits gen Westen gezogen war, im Kampf gegen die Drachen beizustehen und zu unterstützen. Ronimus sah die Finsternis, die durch die gewaltigen Rauchschwaden der Feuerwalze hervorgerufen wurde, als einen mächtigen Verbündeten seiner Gilde an, und hielt daher einen Sieg über die Drachen für möglich. Auch sprach er von magischen Artefakten, die ihr zerstörerisches Potential bei dieser intensiven und lang andauernden Dunkelheit voll ausschöpfen würden. In der Hoffnung, endlich die Rettung seines Reiches gefunden zu haben, versprach der König im Gegenzug (im Rahmen des Pakts), im Falle des Sieges über die Drachenarmee, dem Schattenmagier großzügig Ländereien beträchtlichen Ausmaßes im Norden Tardis? zu überlassen.

Noch am selben Tag kam dem Heer eine Nachricht des Königs zu, welche den Befehl enthielt, mit dem Vorrücken inne zu halten und die Ankunft der Schattenmagier abzuwarten. Erste Unruhen gingen durch das Heer...

...Niemand hätte je gedacht, daß es eine solch große Anzahl an Schattenmagiern im Reich gegeben hatte!...

...Hunderte von ihnen trafen bald im provisorisch aufgebauten Lager der Streitmacht Tardis? ein. Als auch die letzten der dunklen Roben das Heer erreichten, wurde beschlossen unverzüglich weiterzuziehen, da keine Zeit mehr verloren werden durfte. Das Feuer war inzwischen nahe herangekommen und trieb Tausende von Flüchtlingen wie jagdbares Wild vor sich her. Die Flüchtenden erzählten panisch von riesigen roten Drachen, gefolgt von marodierenden grünen, die jedes Leben gnadenlos auslöschten. In den Reihen des Heeres brachen wieder Unruhen aus. Die furchtlosen Paladine jedoch registrierten argwöhnisch eine seltsame Ruhe unter den Schattenmagiern. Das Heer zog, unter ständigen Segnungen der Priester, weiter den Drachen entgegen...

...Der Ruß bedeckte die Krieger des Heeres; selbst die Paladine kamen wie dunkle Ritter daher; bedrohlich, unheilverkündend. Dicker, beißender Qualm und Hitze erlaubten es dem Heer jedoch bald darauf nicht weiterzuziehen. Es wurde beschlossen, auf einer Anhöhe, welche nicht bewaldet war, den Kampf gegen die Drachen zu bestreiten. Auf dieser Anhöhe verblieb das Heer und wartete auf die feuerspeienden Geschöpfe...

...Die Drachen bemerkten zugleich das Heer Tardis? und fanden sich während der darauffolgenden Tage in unmittelbarer Nähe der Anhöhe ein, um konzentriert gegen die Streitmacht vorgehen zu können. Das Heer bemerkte ebenfalls die Anwesenheit der Drachen, und eine aufkommende Panik konnte nur durch den Einsatz der Priester vermieden werden...

...Der Kampf, der bald darauf tobte, war hart und grausam. Rote und Grüne Drachen wüteten in den Reihen der tapferen Bodentruppen, töteten innerhalb weniger Minuten Hunderte Söldner. Ein Blutbad unvorstellbaren Ausmaßes sollte in die Geschichte des Landes eingehen...

...Die Schattenmagier jedoch hielten, was Ronimus versprochen hatte...

...Mächtige schwarze Blitze, hervorgerufen durch Artefakte der dunklen Magier zuckten vom Himmel hinab ? entzogen den Drachen ihre Lebensenergie ? und ließen die Herrscher der Lüfte kraftlos werden. Von solchen Blitzen getroffen, waren die Drachen schier unfähig durch die Lüfte zu gleiten; gar schnelle Bewegungen erforderten zu viel Anstrengung von ihnen. In spiralförmigen Bewegungen glitten sie zur Erde hinab. Kraftlos, töteten sie zwar durch ihren, nach wie vor, gefährlichen Odem reihenweise die Kämpfer Tardis?, jedoch waren sie zu ungelenk, um sich gegen die Lanzenträger zu Pferde wirkungsvoll erwehren zu können. Unbarmherzig rammten die schweren Ritter hoch zu Roß ihre Lanzen in die aufbäumenden Körper der Drachen, so tief, daß sie meist nicht mehr in der Lage waren, ihre Stangenwaffen aus dem Fleisch herauszuziehen. So verendete langsam ein Drache nach dem anderen an den Lanzen, die sich dutzendweise in ihre Körper gebohrt hatten...

...Nach Stunden erbitterten Kampfes hauchte auch der letzte der verbliebenen Drachen sein Leben aus. Gebrochen durch die dunkle Magie der Schattenmagier; erdolcht durch die langen Lanzen der schweren Reiter fanden die meisten der Drachen ihren Tod auf jener Anhöhe, die sich inzwischen rot verfärbt hatte...

...Nur wenige Drachen konnten letztlich entkommen, zumeist grüne, da sie sich am Kampf nur halbherzig beteiligt hatten...

...Ein weiteres Feuer durchlief das Land. Nämlich das Lauffeuer jener Nachricht, welche den Sieg des Heeres Tardis? über die Drachen dem gesamten Land verkündete. Die Nachricht löste euphorische Stimmung in der bekannten Welt aus. Die Flüchtlinge kehrten zurück ? die Feuer erloschen langsam aber sicher...

...Die Schattenmagier rückten erstmals in der Geschichte ihrer Gilde in das Interesse der Öffentlichkeit. Die Skepsis, die sonst gegenüber der Gilde geherrscht hatte, wich allgemeiner Verehrung...

...Wohlhabende Bürger, Kaufleute und sogar Adlige entrichteten hohe materielle Spendenwerte an die Gilde, um ihren grenzenlosem Dank auszudrücken. Im Zentrum der Stadt Ethras wurde für die Gilde sogar ein Tempel errichtet. Feste zu Ehren der Gilde wurden in ganz Tardis gefeiert, wenngleich auch die Magier selbst mit dieser Ehrerbietung überfordert schienen...?

...und der König hielt seine Abmachung: Große Ländereien im Norden des Reiches Tardis? gingen in den Besitz des Ronimus über. Die Magier erließen dort sogleich mehrere Bauaufträge für mächtige turmartige Gebäude, die ihnen nicht nur als neue Behausungen dienen sollten, sondern gleichzeitig ihre wichtigsten Bibliotheken und Labors enthalten sollten. Auch die Gelder hierfür wurden zu großen Anteilen von der adligen Schicht Tardis gestiftet; den Rest konnten die Magier selbst bereitstellen...

...Allmählich hielt die Normalität Einzug in Tardis. Die letzten Brände waren vorüber, die Flüchtlinge kehrten langsam wieder zurück und die Städte füllten sich wieder mit Leben. Auch wenn die Bewohner größtenteils den Schreck noch tief in den Knochen sitzen hatten, so versuchten sie dennoch ihrem Alltag nachzugehen...

...Nur der dicke Rauch, der noch immer den Tag verfinsterte, wollte sich nicht allzu schnell verziehen. Zwar brachen hier und da manchmal die Schwaden kurz auf um zarte Sonnenstrahlen passieren zu lassen, jedoch war dies nicht von Dauer. Man wartete vergebens auf Regen, der die dunklen Wolken vertreiben sollte. Er kam jedoch nicht...

...Nach ein paar Wochen stellten nicht nur die aufmerksamen Druiden der bekannten Welt Veränderungen in der Natur fest: Die Dunkelheit ließ vielerorts die Vegetation absterben! Was in den westlichen Ländereien die Feuerwalze überstanden hatte, dem wurde nun der ewige Entzug des Sonnenlichts zum Verhängnis...

...Auch auf die Bewohner Tardis? übte die Dunkelheit allmählich angstähnliche Gefühlszustände aus. Die frische euphorische Stimmung vieler wurde getrübt. Befürchtungen unter den Bewohnern der Städte Tardis? wurden laut, es würde Jahre dauern, bis sich der Rauch abbauen würde. Manche sprachen von einem Fluch; einem Fluch ausgesprochen durch die überlebenden und gedemütigten Drachen...

...Die Hohen Priester der Illuminatoren versammelten sich eines Tages in Ethras, um über ihr weiteres Vorgehen zu beratschlagen. Viele Anhänger des Ordens und vor allem Gläubige unter der Bevölkerung wandten sich ab, da die Glaubens-Philosophie, welche ja schließlich über die göttliche Kraft des Lichts handelt, inzwischen nur noch für sarkastischen Spott sorgte. Mit der göttlichen Kraft des Lichts könne es schließlich nicht weit her sein, wenn das Land inzwischen von der Dunkelheit beherrscht wird; war zumindest die einhellige Meinung vieler Gelehrter und Illuminati-Gegner. Mit anderen Worten; der Glaube an die Theorien der Illuminati erlosch von Tag zu Tag mehr.

Die Priester suchten nach Schuldigern. Und der inzwischen in den Rang eines Inquisitors erhobene Carmon, wurde fündig: Er beschuldigte intern vor den Priestern des Ordens die Gilde der Schattenmagier, für diesen Zustand verantwortlich zu sein. Die Gilde war den Illuminati schon lange ein Dorn im Auge, denn schließlich stand deren Philosophie konträr zum eigenen Glauben. Außerdem habe die Gilde Motive genug, die Dunkelheit zu erhalten ? und die Mittel dazu, in Form ihrer mächtigen Magie. Letztlich war es nun einmal eine Tatsache, daß die Schattenmagier sich in der derzeitigen Dunkelheit offensichtlich wohl fühlten. Die, in sich schlüssige, Theorie Carmon?s überzeugte sogleich die Priester der Illuminati. Somit hatten die Illuminatoren den Schuldigen an der Misere gefunden und zugleich bewährte sich Carmon erstmals in seiner Funktion als Inquisitor...

...Die Illuminatoren fanden sich bald darauf beim König Tardis? ein, um die Gilde der Schattenmagier zu denunzieren. Obwohl der König inzwischen selbst unter politischen Druck geraten war (Gegner des Königs warfen ihm auf Grund der Übergabe der nördlichen Ländereien an die Gilde vor, er wäre insgeheim ein Sympathisant oder gar heimliches Mitglied der mysteriösen Gilde), ging er nicht mit der Meinung der illuminati einher. Er verweigerte ihnen sogar jegliche (seit des Mitgliedschwunds dringend benötigten) finanzielle Hilfen, falls sie sich öffentlich gegen die Gilde äußern sollten...

...Carmon, der Inquisitor, ließ jedoch nicht von seinem Gegner ab. In öffentlichen Reden, abgehalten in sämtlichen Städten Tardis?, beschuldigte er die Gilde der Schattenmagier, die Dunkelheit permanent erhalten zu wollen. Diese blasphemischen Handlungen müßten unbedingt verhindert werden. Das inzwischen verängstigte Volk ließ sich durch den charismatischen Inquisitor stark beeinflussen...

...Carmon trat bald darauf beim König vor, um ihn von einer neuen Vision, einer erneuten göttlichen Eingebung zu berichten. Er hätte gesehen, wie die Schattenmagier ihre Macht ausdehnten, das Reich stürzten und eine Schreckensherrschaft in ewiger Dunkelheit über das einstige Tardis errichteten. Außerdem wäre Carmon nun endgültig sicher, die Magier würden sich mit der Nekromantie, der verbotenen Todesmagie, beschäftigen. Der Bereich der Schattenmagie und jener der Nekromantie lägen schließlich nicht weit voneinander entfernt!

Der König, wohlweislich sich über die hellseherischen Fähigkeiten Carmons bewußt, stand im Zwiespalt. Zum einen konnte er nicht glauben, daß die selben Magier, die das Reich, ja - wahrscheinlich sogar die gesamte bekannte Welt - vor den Drachen gerettet hatten, sich nun gegen Tardis stellen würden. Zum anderen war es eine Tatsache, daß Carmon bereits den Überfall der Drachen vorhergesagt hatte und Recht behielt, jedoch ihm und seiner Vision kein Glaube geschenkt wurde. Der selbe Fehler sollte kein zweites Mal begangen werden...

...Dennoch entschloß sich der König, unter Berufung auf einen Entschluß des Rats, sich gegenüber der Gilde einstweilen neutral zu verhalten und abzuwarten...

...Die Gilde selbst hielt es während der ganzen Zeit nicht für nötig, sich zu den Anschuldigungen zu äußern, was die Illuminati und letztlich auch die Bevölkerung in ihrem Mißtrauen bestärkte...

...Eines Morgens wurde der König in seinen Gemächern tot aufgefunden. Der Hofpriester entdeckte eine Stichwunde im Genick des Leichnams...

...Die Illuminati titulierten die Schattenmagier als Mörder. Carmon verschärfte seine Reden in der Öffentlichkeit dahingehend, daß er das Volk aufrief, den Mord zu rächen und gegen die Gilde vorzugehen. Noch bevor der Rat des Königs reagieren konnte, kam es zur Eskalation. Einige Generäle des Heeres ließen sich dazu hinreißen, Vergeltung zu üben. Verschiedene Truppen brannten die Niederlassungen der Schattenmagier nieder und vertrieben die Gildenmitglieder aus den Städten. Die aufgebrachte Bevölkerung hetzte die flüchtenden Magier durch die Wälder Tardis, in denen die dunklen Roben kurzfristig Schutz gesucht hatten. Es gab Tote sowohl unter den Magiern, wie auch bei der Bevölkerung zu beklagen, nachdem sich die Schattenmagier zu wehren versucht hatten.

Ronimus gelang die Flucht aus Ethras; er hatte die Lage frühzeitig richtig gedeutet und hatte die Hauptstadt am frühen Morgen verlassen. Mit einer kleinen Gruppe seiner engsten Vertrauten konnte er sich bis in die Ländereien im Norden des Reiches Tardis? durchschlagen...

...Ronimus wartete die folgenden Wochen in verschiedenen, noch im Bau befindlichen, Türmen der Gilde ab. Es wurden mehrere schwarze Messen abgehalten, um Dämonen der Dunkelheit zu Hilfe zu rufen. Im Anbetracht der zu kurzen Zeitspanne waren diese Beschwörungen jedoch zum scheitern verurteilt, da der königliche Rat (welcher inzwischen als provisorische Regierung in Kraft getreten war), in knapper Mehrheit beschlossen hatte, die Gilde aus den nördlichen Ländern Tardis? zu vertreiben. Große Teile des Heeres zogen ein weiteres Mal aus; diesmal um gegen die einstigen Retter des Reiches vorzugehen. Viele Gelehrte in Ethras konnten diesen ?Bruderkrieg?, wie sie ihn zu nennen pflegten, nicht für Gut heißen: Sie verurteilten sogar das unüberlegte Vorgehen des Rats und der Bevölkerung gegen die Gilde...

...Ronimus war sich indes klar darüber geworden, daß die Gilde innerhalb Tardis? Grenzen auf längere Sicht keine Überlebensmöglichkeit habe und befahl daher aufzubrechen und weiter in den Norden zu ziehen. Sogleich zogen die erschöpften Magier los. Der Winter überraschte jedoch in diesem Jahr mit einem außerordentlich verfrühen Einzug in das Land. Wie jeder Winter im hohen Norden, so war auch dieser durch extreme Kälte gezeichnet. Viele der Gildenmitglieder fanden einen qualvollen Tod in den rauhen Schneestürmen. Jedoch war dieser plötzliche Wintereinbruch, und das wußte Ronimus, auch der Garant dafür, nicht weiterhin durch das Heer verfolgt zu werden...

...Der weitere Verlauf der Geschichte ist heute weitgehend unklar. Ronimus und seine Gildenanhänger überschritten die Grenzen der uns bekannten Welt und siedelten sich wohl irgendwo jenseits dieser Grenzen an. Viele Gelehrte glaubten, die Schattenmagier, die den Winter überlebt hatten, wären letztlich wohl den aggressiven Horden der Orks zum Opfer gefallen. Orks waren schließlich bekannt dafür, Besucher aus Tardis, die ihre Grenzen des Reichs zu überschreiten gewagt haben, den Garaus zu machen.

Somit verstrichen viele Jahre. Der Rauch löste sich auf, die Finsternis zog sich bald zurück ? nachdem die Schattenmagier das Land verlassen hatten. Ein neuer König bestieg den Thron und regierte das Reich weiter. Und wieder zogen Jahre in das Land.

Die riesigen Breschen, die einst die Feuerwalze in die westlichen Wälder Gordolins geschlagen hatte, heilten langsam ab. Sogar das seit jeher gespaltene Verhältnis zwischen den Bewohner Gordolins, den Waldelfen, und dem Reich Tardis, schien sich zu verbessern. Ruhige Zufriedenheit, welche sich wie ein seidenes Tuch über Tardis legte, war der Beweis dafür, daß Zeit Wunden zu heilen vermag...

...Acht Jahre nachdem Ronimus das Land verlassen hatte, geschah das Unfaßbare. Die Vorposten entlang der nördlichen Grenze Tardis beobachteten Bewegungen der Orks, die die Vermutung zuließen, daß sich die verschiedenen Clans untereinander verbündet hatten. Diese Nachricht schlug wie der Blitz in Tardis ein. Und nicht nur dort. Auch die Waldelfen in Gordolin, die Grauelfen im südlichen Ameron und die Zwerge in den östlichen Bergen waren sehr beunruhigt über diese Erkenntnis. Selbst die Alfar jenseits Gordolins waren betroffen...

...Monate später war es dann endgültig soweit. Die Wirren des Krieges überkamen diesmal nicht nur einige Teile der bekannten Welt. Nein, diesmal wurde überall gekämpft; die bekannte Welt war nichts anderes ? als ein einziger, gewaltiger Kriegsschauplatz. Horden von unzähligen Orks überrannten die westlichen Reiche und gleichzeitig Tardis; und selbst die Zwerge in den östlichen Bergen, die normalerweise von den Orks gemieden wurden, stellten keine Hürde für die Schwarzpelze dar...

...So etwas hatte es nie zuvor in der Geschichte gegeben. Es blieb keine Zeit zu fragen, wie es möglich war, daß diese Massen von Orks sich plötzlich einig sein konnten. Es blieb selbst keine Zeit dafür, sich zu wundern woher die Orks auf einmal das strategische Geschick gelernt hatten, zu welchem sie inzwischen imstande waren. All diese Fragen verstummten, als die Ork-Clans das Land wie eine Pest heimsuchten. Viele Völker hatten durch den überraschenden, gewaltigen Angriff nicht mehr die Zeit gefunden zu agieren, so wie es auch in Tardis der Fall war...

...Manche Städte des Reichs Tardis, so wurde es uns überliefert, hielten dem Ansturm der Orks stand. Das Heer bestand nicht mehr, nachdem es langsam in den nördlichen Ebenen Vialas von den Schwarzpelzen wortwörtlich aufgerieben worden war. Ethras hingegen ließ es nicht zu einer Belagerung durch die Orks kommen. Die prächtige Stadt wurde menschenleer zurückgelassen, als ihre Bewohner sie verließen. Ein Flüchtlingsstrom zog erneut nach Osten, um sich in den Bergen verstecken zu können. Ob von den dotigen Zwergen Schutz erwartet werden konnte war nicht sicher, da diese von den Orks nicht verschont wurden und man inzwischen nicht mehr sicher sein konnte, daß sie Kleinwüchsigen überhaupt überlebt hatten...

...Die Flüchtlinge aus Ethras hatten jeglichen Kontakt zu anderen Städten Tardis und Völkern außerhalb des Reichs verloren. Sie schleppten sich den Bergen entgegen, in der Hoffnung, dort nicht ebenfalls von Orks erwartet zu werden. Als der Flüchtlingsstrom an den Bergen ankam, bestand er etwa nur noch aus drei Tausend Männern, Frauen und Kinder; der Rest kam in den Strapazen der langen Reise ohne ausreichend Wasser und Nahrungsmittel um...

...Die Überlebenden entschlossen sich, nicht weiter in die Berge vorzudringen, sondern am Fuße des Gebirgsmassivs nach einem geeigneten Versteck, das sie alle aufnehmen konnte, zu suchen. Späher wurden ausgeschickt, die dann auch bald fündig wurden. Denn einen Tagesmarsch entfernt, trat aus den Bergen ein unterirdischer Bach ans Tageslicht und speiste einen kleinen See. In dessen unmittelbarer Nähe war ein Eingang einer Höhle erkennbar; offensichtlich groß genug, um die Flüchtlinge einstweilen beherbergen zu können. Außerdem konnte von einer Anhöhe aus in ein weitläufiges Gebiet eingesehen werden, was einen unbemerkten Anmarsch von Orks weitgehend ausschließen konnte...

Da ein weiterer Marsch der Flüchtlinge in die Berge als zu anstrengend erschien, zumal keiner vorhersagen konnte, was sie dort erwarten würde, beschloß man einstimmig, die Höhle aufzusuchen...

...Tatsächlich schien dieser Ort einstweilen sicher zu sein. Die Flüchtlinge ließen sich in der Höhle nieder. Die Fische in dem See eigneten sich vorzüglich zum Verzehr und auch Trinkwasser war ausreichend vorhanden. Wachposten übersahen permanent das Land, um vor vorrückenden Orks frühzeitig warnen zu können. Die Orks blieben jedoch aus ...

...Eines Tages sahen sich mehrere Männer im tiefen Inneren der verwinkelten Höhle um ? und machten eine schreckliche Entdeckung:
Die Höhle war bereits bewohnt! Ein roter Drache empfing seinen Besuch gebührend. Er war einer jener überlebenden Drachen aus dem Kampf gegen das Heer von Tardis und den Schattenmagiern. Er war damals geflohen und hatte sich an diesem, vermeintlich sicheren Ort niedergelassen, wie nun die Flüchtlinge feststellen mußten.

...Die nächste Zeit war grausam. Der rote Drache, er nannte sich Morpheus, schien erfreut über die völlig neue Situation. Freundlich aber bestimmt knechtete er die Flüchtlinge und verbat diesen das umliegende Gebiet zu verlassen. Aus Furcht vor diesem unberechenbaren Wesen hielten sich die Ethrasianer an die von dem Drachen aufgestellten Verhaltensregeln. Weiterhin verlangte der Drache, der aufgrund seiner immensen Größe sehr alt zu sein schien, an einer von ihm entdeckten Goldader Gold abzubauen. Auch dieser ?Wunsch?, wie Morpheus sich auszudrücken pflegt, wurde ihm erfüllt...?

...Im Gegenzug erlaubte Morpheus den verdutzten Flüchtlingen, eine neue Ansiedlung am Fuße des Berges, direkt neben dem See zu errichten. Zögernd fingen die Männer mit dem Bau an. Eine kleine Stadt entstand. Sie wurde Part Ethras genannt, was in der Sprache der Gelehrten so viel bedeutet wie ?Neues Ethras?. Sichtlich zufrieden begutachtete der alte Drache nach Monaten die neue Ansiedlung vor seiner Höhle und verbat sogleich den Menschen die Höhle zu betreten. Nur jenen, die für Morpheus das Gold mühevoll abbauten, war der Eintritt gestattet...

...Lange Zeit danach bat eines Abends Morpheus dem Oberhaupt von Part Ethras zu sich. Der rote Drache erklärte auffallend freundlich dem mißtrauischen, soeben von Part Ethras gewählten König Villriva I, kurzerhand den Hintergrund ihrer Misere, ausgelöst durch die Orks. So erfuhr der erstaunte Villriva, daß die plötzliche Vereinigung und das strategische Vorgehen der Orks kein Zufall seien. Vielmehr ist den Schattenmagiern unter der Führung Ronimus? das Unglaubliche gelungen, sich im hohen Norden zu etablieren und den Orks zu trotzen. Ferner sei es Ronimus gewesen, der durch geschickte Verhandlungen die Clans dazu veranlaßt habe, sich zu verbünden und vereint unter seiner Führung gegen den gesamten Süden vorzugehen. Unfaßbar, aber Ronimus habe somit die Mittel in die Hand bekommen, sich an Tardis für seine gewaltsame Verbannung seiner Gilde zu rächen. Dafür habe Ronimus den Clanführern versprochen, den größten Teil des erbeuteten Reichtums an die Orks abzugeben. Dies wäre auch der Grund dafür gewesen, gleich mehrere Völker und Reiche anzugreifen und auszuplündern.

Morpheus amüsierte sich nach dem Gespräch zusehends über die Ironie des Schicksals, schließlich hätten sie nun zusammen ein trauriges Dasein - in ewiger Angst vor Schattenmagiern - zu fristen...

...So zogen die Jahre ins Land...

...Part Ethras wuchs...

...Ein Ausbruchsversuch mehrerer Bewohner Part Ethras schlug fehl und veranlaßte den roten Drachen, die Delinquenten anzusengen...

...Eines Tages schlugen die Alarmglocken und kündigten eine größere Truppe von Orks an, die in Richtung Part Ethras vordrangen. Während die meisten Bewohner der Stadt sich von der Vergangenheit eingeholt sahen, sannen andere dem Tod entgegen ? schließlich wäre der Tod durch die Orks kaum schlimmer als eine immerwährende Versklavung unter einem roten Drachen. Jedoch ließ der Tod durch Orks auf sich warten: Morpheus stieg in die Luft und seine mächtigen Schwingen trugen ihn zu den Orks hinüber, wo er innerhalb weniger Minuten den gesamten Trupp auslöschte. Nur ein paar Orks ließ er entkommen, um ein Exempel zu statuieren: Sie sollten ihren Brüdern von dem roten Drachen erzählen. Denn Orks haben panische Angst vor Drachen.

Seit diesem Tag damals haben die Einwohner Part Ethras keine Orks mehr zu Gesicht bekommen...

...Nun besteht Part Ethras seit geraumer Zeit; seit 530 Jahren, um genau zu sein. Während dieser Zeit traten kaum Änderungen ein. Wir leben von Tag zu Tag, und bewältigen so unser Leben. Wir kümmern uns um unsere Probleme, entwerfen und vollstrecken unsere eigenen Gesetze, denn Morpheus überläßt uns größtenteils uns selbst. Er selber läßt sich selten sehen ? schließlich überkommt den meisten unserer Brüder noch immer Panik bei seinem Anblick, was bei einem roten Drachen nicht weiter verwunderlich ist. Was draußen in der Welt vor sich geht, wissen wir nicht. Besuch empfangen wir nie und wir dürfen noch immer nicht die Grenzen der Stadt passieren. Lediglich Morpheus unternimmt manchmal in der Nacht ausgedehnte Reisen und sieht sich um. Informationen, die er dadurch sammelt gibt er sehr selten an uns weiter. Wir vermuten jedoch, daß Morpheus in Verbindung mit weiteren Drachen steht. Genau wissen tun wir dies jedoch nicht. Das größte Anliegen Morpheus ist der Zuwachs seines Goldbergs in seiner Höhle. Akribisch genau begutachtet er das Gold und treibt die Bergarbeiter der Stadt unermüdlich in ihrem Schaffen an. Außerdem ist Morpheus sehr launisch, was er uns manchmal spüren läßt. Vor vier Jahren verlangte er von uns ein Menschenopfer, weil ihn angeblich der andauernde herbstliche Regen so depressiv werden ließ (Morpheus haßt Regen) ? wir sollten mit ihm leiden... und wir tun es noch heute...

Belenius, Priester des Ordens zu Ehren Misha Auszüge des Briefes an unser Volk,
auf daß wir diese schwere Prüfung bestehen!



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    Letzte Änderung: 23.11.2001

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